Liebe Jugendliche und Sportfreunde,
nachfolgend ein Artikel von einem von mir sehr geschätzten Sportler und Mensch:
Was ist der Unterschied zwischen Dieter Bohlen und Wibke Kethorn?
„Wiebke .. wer?“, werden Sie fragen. Bei Erstgenanntem hingegen,
der mit seinen primitiven Geschmacklosigkeiten auf Kosten Unbedarfter
öffentliche Wahrnehmung in Anspruch nimmt, fällt der Bekanntheitsgrad
schon anders aus. Dabei wäre es, zumindest gemessen in moralischen
Dimensionen, durchaus angebracht, die Popularitätswerte bei beiden
Personen mit ihrem Kehrwert anzusetzen.
Obwohl die englische Sprache nachhaltig unser Umgangsdeutsch verwässert,
ist sie gut geeignet, gewissermaßen in Kurzform menschliche Verhaltensweisen
zu beschreiben, die - mit unserem Wortschatz ausgedrückt -
ganze Buchseiten füllen würden.
Und so können wir die Antwort auf die Eingangsfrage auch ganz einfach durch die Nennung zweier englischer Adjektive geben, die über den Sport in den täglichen Sprachgebrauch transportiert werden, nämlich „foul“ und „fair“.
Was ein Foulspiel ist, demonstriert der sog. „Pop-Titan“ mit seinen Beleidigungen
an minderbemittelten Zeitgenossen, die sich in der trügerischen Hoffnung auf ein wenig öffentliche Anerkennung ins Rampenlicht der Trivial-Medien stellen und dort gnadenlos einer schadenfrohen Meute zum Fraß vorgeworfen werden.
Vergessen wir das unrühmliche Medien- Getöse und wenden wir uns deshalb lieber
Erfreulicherem zu. Und damit kommen wir zur oben genannten Wiebke Kethorn, die für den VfL Oldenburg in der Handball-Bundesliga antritt.
Die 24jährige deutsche Nationalspielerin erhielt im letzten Herbst den vom Bundesinnenministerium ausgelobten Preis für „Toleranz und Fairplay.
Was war geschehen? Hier ein Zitat aus den Dortmunder „Ruhr-Nachrichten“:
„Es war einzige Sekunde, die Wibke Kethorn zum Star werden ließ. Nur eine „Kurzschlussreaktion“, wie sie es selbst nennt, eine winzige Aktion mit riesigen Folgen.
Der preiswürdige Moment ereignete sich am 25. März 2009, Oldenburg forderte in der
Handball-Bundesliga den Deutschen Rekordmeister HC Leipzig heraus. Der VfL
führte 9:7, Angie Geschke setzte sich am Kreis durch, ihr Wurf traf die Leipzigerin
Katja Schülke am Kopf, die Torfrau ging zu Boden. Der Ball sprang zu Wiebke
Kethorn, das Tor war leer.“
„Eine Winzigkeit lang holte die Oldenburgerin aus, aber nur eben eine Winzigkeit lang. Dann legte sie das runde Spielgerät aufs Parkett, Leipzig bekam den Ball.
„Ich wollte einfach nicht werfen, so will ich kein Tor erzielen“, sagte Wiebke Kethorn, und sie sagt es so entwaffnend knapp, als sei es die normalste Sache der Welt.
Leipzig konnte ausgleichen, das Spiel endete 24:24 und am Ende einer langen Hauptrunde
fehlte dem VfL genau ein einziger Punkt, um erstmals in der Clubgeschichte ins Playoff einzuziehen.“
Ein Beispiel, das Schule machen sollte und verdient, nachhaltig festgehalten zu werden. Es war sicherlich nur ein Reflex, der Wiebke veranlasste, die Riesenchance nicht wahrzunehmen.
Und dennoch offenbart diese eine Sekunde viel von ihrem Charakter. Es war keine Zeit, taktisch zu handeln, die Medienwirksamkeit dieser Aktion abzuwägen, oder die
Konsequenzen für den Verein, den Trainer, die Mitspielerinnen oder die Fans zu überdenken. Es siegte die Fairness. Danke, Wiebke Kethorn!
gez. C.-W. Schmälter